Von Lisa Pawlowski, Svenja Frauenhoffer und Alice Springfeld | 28 Oktober 2014
„Wir wussten am Anfang gar nicht was daraus werden würde“, sagte Santi. Er ist einer von 13 Mitbegründern des El Palito in Stuttgart. In ihrem Gemeinschaftsgarten kann man eigenes Gemüse anbauen und nach dem Ernten gemeinschaftlich Kochen. Seit einigen Wochen neu – das Foodsharing. Organisiert wird diese nachhaltige Aktion von Santi.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht kommt Santi einen kleinen Weg entlang gelaufen, der von der Straße zum El Palito führt. Unter seinem Karohemd, eine Art Markenzeichen von ihm, trägt er einen Pullover. Die Kapuze, die eng am Kopf anliegt, rahmt sein vollbärtiges Gesicht samt wuscheligen Haaren ein. Er nimmt auf einer der Holzbänke im Garten platz, schwingt im nächsten Moment die Beine darüber und legt sich flach auf den Rücken. Das ist typisch für Santi.
Es begann mit Flaschensammeln für neue Schuhe
Doch Santi war nicht immer so unbeschwert, wie er es hier im El Palito sein kann. Er wuchs in Argentinien auf. Einem Land, in dem die soziale Situation in vielerlei Hinsicht durch eine starke Ungleichheit gekennzeichnet ist. „Das, was wir jetzt hier machen, Foodsharing und Containern, das haben wir auch als Kinder in Argentinien gemacht”, berichtet Santi. Damals haben sie alte Flaschen und Papier gesammelt um sich so Schuhe zu kaufen oder ihr Taschengeld aufzustocken. Angefangen hat er damit im Alter von acht Jahren. Vor 13 Jahren wanderte er schließlich nach Deutschland aus. Hier hat er ¡¡Vida Bonita!! – ein „Schönes Leben”. Die Idee, einen Gemeinschaftsgarten wie das El Palito zu gründen, entstand erst später.
Von der Idee bis zum Gemeinschaftsgarten
Sein Freund Yannick hatte ursprünglich die Idee eine Bar zu gründen. Einen Ort, an dem sich Freunde jederzeit treffen können. Der Vater eines anderen Freundes hatte ein Grundstück, das er gerne zur Verfügung stellte. Santi, der mit beiden befreundet ist, war so von Anfang an in das Projekt involviert. Das Grundstück glich damals wohl eher einem Urwald, es war sehr verwildert. „Wir haben uns den Ort hier erst
mal freigeschaufelt”, erzählt Santi. Die Männer wussten damals noch nicht, was genau daraus werden würde. So nutzten sie die Fläche, zusammen mit anderen Freunden, vorerst für gestalterische Freiheiten. „Es war erst mal ein Ort, wo das Austoben stattgefunden hat. Viele Menschen, hatten ganz viele Visionen und viele kreative Einfälle”, er gestikuliert wild mit den Händen, „wir haben gegärtnert, haben den Raum einfach genutzt und uns nicht so viele Gedanken darüber gemacht, was aus diesem Ort werden könnte.” Doch warum einen Garten, der im Herzen einer Großstadt liegt, für sich behalten? Die Idee für das El Palito war geboren. Ein Gemeinschaftsgarten, der Raum für viele kreative Einfälle schafft. Eingetragene Gründungsmitglieder sind heute 13 Personen. Santi streckt alle Finger in Luft um die Namen besser aufzählen zu können, nach acht scheitert der Versuch. Es sind aber auch wirklich sehr viele.
Ein relativ neues Projekt im El Palito ist das Foodsharing. Eine nachhaltige Aktion, bei der Essen verschenkt wird, das an anderen Stellen überflüssig ist. Santi fährt vor jeder Aktion zu verschiedenen Bio-Läden in Stuttgart und holt Obst, Gemüse und Backwaren ab. Oft ist dabei Körpereinsatz gefragt, denn viele gute Lebensmittel werden von Supermärkten in Müllcontainer geschmissen.
Was bringt die Zukunft?
Der Gemeinschaftsgarten bleibt auf jeden Fall heute und in Zukunft ein Ort für Jedermann. Foodsharing und gemeinschaftliches Gärtnern sind auch weiterhin ein wichtiger Aspekt, größere Pläne für die nächsten Jahre gibt es allerdings noch nicht. Die Hände hat Santi mittlerweile zum Wärmen unter die Oberschenkel geklemmt, denn es ist kalt geworden. „Wir wollen einfach, dass dieser Ort an dem wir so viel Zeit verbringen, erst mal schöner wird”, sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen.
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