Das Waldheim Gaisburg ist seit Monaten geschlossen

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Die Aussicht von der Terrasse und vom Garten des Waldheim Gaisburg über den Stuttgarter Osten und die Neckarvororte ist wunderschön. In diesem Sommer jedoch müssen Besucher, die den steilen Weg erklimmen oder einen Spaziergang durch die Waldebene Ost dorthin machen, auf den Blick und auf eine Stärkung aus der Waldheimküche verzichten. Der frühere Pächter ist im vergangenen Herbst überraschend verstorben und seither ist das „Kommunisten-Waldheim“, wie es im Volksmund heißt, geschlossen. Der Verein Waldheim Gaisburg sucht deshalb jetzt einen Nachfolger. Drei Interessenten haben sich beworben. Die Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber in der kommenden Woche tagt der Vorstand des Vereins unter dem Vorsitz von Dieter Lachenmayer. „Wir werden dann einen Vorschlag machen“, sagt er. Knapp 100 Mitglieder zählt der Verein und diese werden auf ihrer Vollversammlung entscheiden, welcher der Bewerber den Zuschlag bekommt.

 

Kein Bestandsschutz mehr für die Ausstattung

„Wir wollen auf alle Fälle eine kürzere Probezeit von ein oder zwei Jahren für den Pächter festlegen“, erklärt Lachenmayer. Da soll sich zeigen, ob Verein und Pächter zusammen passen. „Das Waldheim ist ja keine Sportgaststätte, die an einen Wirt verpachtet wird, sondern bei uns müssen Haus, Garten und Veranstaltungsangebote in enger Weise harmonieren“, betont er. Weil die Pachtlizenz jetzt neu vergeben wird, gilt kein Bestandsschutz mehr für die Ausstattung des Gebäudes. Im Klartext bedeutet dies für den Verein, dass er die Küche komplett erneuern muss, damit sie den heutigen Anforderungen für die Gastronomie entspricht. Reparieren und renovieren reicht nicht mehr aus, wie sich gezeigt hat. Die Küche muss komplett grundsaniert werden. „Wir machen viel in Eigenarbeit. Deshalb wird sich das hinziehen“, kündigt der Vorstand an – mindestens bis zum Spätsommer, lautet die vorsichtige Prognose. Die ebenfalls in die Jahre gekommenen Sanitäranlagen bleiben wie sie sind. „Die sind zwar alt, aber noch in Ordnung“, findet Lachenmayer. Die Innengestaltung würde dann der neue Pächter nach eigenen Vorstellungen übernehmen.

Unter den drei Interessenten ist auch der Verein El Palito, der am 14. Juni zu einer Informationsveranstaltung in den Waldheimgarten eingeladen hatte. Dort wurde einem ausgesuchten Kreis von Freunden und Förderern das Konzept für das Waldheim erläutert. El Palito hat Auf dem Haigst in Degerloch einen Gemeinschaftsgarten mit 3500 Quadratmetern. Dort wird gemeinsam gegärtnert, gekocht, gemalt, gebastelt und musiziert. Einmal in der Woche können Interessierte und Menschen, die sich den Einkauf im Bioladen nicht leisten können, dort aussortiertes Obst aus dem Bio-Handel abholen.

Konzept des Gemeinschaftsgartens

Das Konzept des Gemeinschaftsgartens soll auf das Waldheim übertragen und ausgeweitet werden. Deshalb fungiert der „Der Verein für Kunst und Neugier in Stuttgart“ als Kooperationspartner im vorgelegten Konzept. Das Angebot soll Yoga, Tanz, Trommeln, Nähen, Literatur-und Sprachkurse, Theaterworkshops, Vorträge und Diskussionen, sowie eine breite Palette von Kursen im künstlerisch-handwerklichen Bereich umfassen. Gekocht wird wie auf dem Haigst nach dem Prinzip „Wurzelküche“ vegetarisch und ausschließlich mit Bioprodukten für die Waldheimbesucher.

„Bio ist heute ein wichtiges Thema“, sagt Lachenmayer, macht aber kein Hehl aus seiner Skepsis gegenüber dem El-Palito-Konzept. „Die vielen jungen Leute würden uns schon guttun. Aber das wäre ja etwas ganz Neues und anderes als bisher“, kommentiert Lachenmayer. Der Waldheimverein besteht darauf, dass der Grundcharakter als Ort für soziale und gewerkschaftlich ausgerichtete Gruppen und für Familien gewahrt bleibe. Vor allem müsse der Pächter eine gute, familienfreundliche und nicht hochpreisige Küche haben.

 

Zum Original Artikel • Stuttgarter-Zeitung